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Numaqam / Projekt Ikesus | Musikalische Erinnerungskultur

   

Dienstag, 18. Dez. 2018, 20:00
Lokal Harmonie | Harmoniestr. 41

     

Numaqam / Projekt Ikesus | Musikalische Erinnerungskultur

 

Musikalische Erinnerungskultur gewidmet
Saadet Ikesus und ihrer Zeit in Duisburg


Gürsoy Tanç | E-Gitarre, Komposition
Volker Kamp | Kontrabass
Giuseppe Mautone | Schlagzeug
Deniz Mahir Kartal | Çaglama, Kaval, Duduk
Gast: André Meisner | Saxophon

 

Nesrin Tanç: Recherche, Text, Konzeption

 

Ikesus ist 19 Jahre alt, als sie 1935 Paul Hindemith für die Musikhochschule Berlin vorschlägt. Hindemith ist derzeit in Ankara am Konservatorium als Experte tätig, seine Werke haben in Deutschland seit 1936 Aufführungsverbot erhalten. Ikesus erhält das Stipendium der Türkischen Republik um am Berliner Konservatorium Gesangs- und Bühnenunterricht zu bekommen. Sie beendet ihr Studium 1940 und bekommt für die Spielzeit 1940/1941 ein Engagement an der Duisburger Oper. In der Zeit des Nationalsozialismus schickt die türkische Regierung Studenten nach Deutschland. Die Auslandsstudenten werden mit staatlichen Stipendien gefördert: »1937 gab es 234 junge Türken, die im Ausland studierten, 133 davon im Deutschen Reich. Das waren etwa 60 Prozent. Zwei Jahre später stieg der Anteil auf 80 Prozent.« Saadet Ikesus ist eine von diesen Studierenden. Von einer Prägung der Duisburger Oper durch Saadet Ikesus kann nicht gesprochen werden, gleichwohl Ikesus im Spielplan 1940/1941 der Duisburg Oper Ikesus in ihren Rollen als Hänsel (in Hänsel und Gretel ), als Czipra, die »Zigeunerin« in »Der Zigeunerbaron« oder in Carmen, wieder als »Zigeunerin« oder als Magdalene im Rigoletto von Verdi brilliert haben soll. Bemerkenswert sind ihre Bemühung des stillen Widerstands. Im Rahmen ihres Arbeitsvertrages ist Ikesus verpflichtet für das Propagandaprogramm Kraft durch Freude in den Kasernen für die in Duisburg stationierten Soldaten der Wehrmacht zu singen. Ikesus entscheidet sich für ein Stück des jüdischen Komponisten Leo Fall und singt die „Die Rose von Istanbul“. Ikesus wohnt in den Kriegsjahren vom 14.10.1940 bis zum 03.09.1941 in unmittelbarer Nähe des Stadttheaters auf der Köhnenstraße, die in den Kriegsjahren anders heißt und 1945 wieder zum ursprünglichen Namen Köhnenstraße unbenannt wird. Auf derselben Straße befindet sich im im Jahr 2017 das Ton- und Musikstudio der Duisburger Bands Jazzpiya und Chimprellas,
Nach ihrer Rückkehr in die Türkei baut Ikesus Altan gemeinsam mit Carl Ebert die türkische Oper auf. Sie wird die erste Opernregisseurin der Türkei und bringt zahlreiche europäische Stücke auf die Bühnen der neu gegründeten Republik. Ikesus stirbt am 12. Dezember 2007 mit 91 Jahren in Ankara, als eine der wenigen weiblichen Gelehrten der Türkei. Ikesus Darstellung in der Stadtgeschichte Duisburgs kann als ein hervorragendes inhaltliches Konstrastmittel gesehen werden, anhand dessen deutsch-türkische Beziehungen neu und anders zu kontextualisiert und zu thematisieren möglich sind. Insbesondere weil die Auseinandersetzung mit historischen Ereignissen und einzelnen Biografien die Möglichkeit bietet eine spannende und komplexe Geschichte der transnationalen Verflechtungen zu erzählen. Inspiriert von diesem Wissen wurden 5 Stücke komponiert, eingespielt und produziert, die unter dem Namen Numaqam Ikesus aufgeführt werden – gewidmet Saadet Ikesus und ihrer Zeit in Duisburg.
Produziert wurde auf der Köhnenstraße!

 

Der Abend ist der Opernsängerin Saadet Ikesus Altan, ihrer Zeit in Duisburg und den Initiativen für eine pluralistischen Stadtgeschichte und Erinnerungskultur Duisburgs gewidmet.

 

In der aktuellen Ausgabe des Streif Magazins ist mit dem Titel "SOUNDS ISTANBUL, NUMAOAM UND DIE ROSE VON ISTANBUL IN DUISBURG“ ein Artikel von Nesrin Tanç zum Projekt zu finden.
Das Streif Magazin ist an diesem Abend vor Ort erhältlich.

 

 

Lokal-Harmonie

 

 


Veranstaltungsort*  Lokal Harmonie | Harmoniestr. 41